Montag, 10. Februar 2014

Es war einmal... (ein ganz normales Zukunftsmärchen)!

Mein wirklich toller Freund, nennen wir ihn Joe Helmut, schaute unlängst wieder einmal auf Weisswein vorbei. Wir treffen uns sehr regelmässig und das seit über 20 Jahren. Ihn als beständigsten und treusten Freund zu bezeichnen, ist also durchaus angemessen. Sexuell war das Interesse übrigens während der ganzen Zeit inexistent – auf beiden Seiten notabene. Würde diese Geschichte allerdings nicht beeinflussen, wenn dies nicht so wäre. Andere wohl eher.

Also, wir sitzen wie üblich gemütlich beim Weinchen und erzählen uns die alltäglichen Wahnsinnigkeiten unserer Erlebnisse der letzten Tage. Ach ja, ich sollte noch anmerken, dass wir den 23. Mai 2015 schreiben. Auf einmal fällt mir an ihm eine ungewohnte Aufgebrachtheit auf. "Jetzt muss ich dir noch erzählen, was mir letzte Woche geschehen ist", begann er, "do verrecksch im Fall!". Okeee...?


Er, der so in etwa alle 6 Wochen im benachbarten Deutschland einkaufen geht, das Alltagsgedüngse, Dusch- und Waschmittel, Fleisch, Käse und so - "isch im Fall uuuhmega billiger als be üs, chasch extrem spare...!" - war wieder auf einer dieser Einkaufsausfahrt ins Deutsche unterwegs. Vor dem Laden ännet der Grenze musste er ungewohnterweise den schweizer Pass zeigen, welchen er zufälligerweise bei sich trug (es ist ein Märchen, Leute, er hatte ihn bei sich, Punkt). Es kam ihm zwar spanisch vor, dachte sich aber nichts weiter dazu und stürzte sich mit dem Einkaufswagen in die Regale voller Gewinn für die Geldbörse. An der Kasse stutzte er dann erneut gehörig, da er sich aufs Neue ausweisen musste. Vor dem Bezahlen. Der Kassierer erwiderte seinen Blick beim Anblick des roten Heftes mitleidig und erklärte ihm, dass das Einkaufskontingent für Schweizer heute leider bereits ausgeschöpft worden sei. Er traute seinen Ohren nicht wirklich - "de isch doch nöd normal gsii" - und verlangte selbstverständlich (SELBSTVERSTÄNDLICH) den Filialleiter.

Nun, dieser soll ihm höflich und geduldig erklärt haben, dass seit einem halben Jahr leider ein Tageskontingent an bei ihnen einkaufenden Schweizern bestehe; so sehr er dies bedauere, er könne dies leider nicht ändern. Er bot ihm an, den gesamten Einkauf gegen eine Gebühr einzulagern und wenn er am nächsten Tag sehr früh vorbeikäme, würde er sicherlich noch im TagesDARF an CH-Einkäufe sein.

Mein Freund, der Joe Helmut, ist eher pragmatisch veranlagt und entscheidet spontan, dass er im Hotel gleich nebenan übernachten, sich einen gemütlichen Nachmittag gönnen und am nächsten Morgen rechtzeitig seine Einkäufe abholen würde. Im Hotel, ihr ahnt es, die gleiche Scheisse. Das Übernachtungskontingent für CH-Gäste wurde vor 30 Minuten vergeben. Äusserst aufgebracht setzt er sich an die Hotelbar. Trinken! Weisswein! Und über das soeben Geschehene sinnieren.

Der mitleidige Blick des Baarkeepers verriet ihm, dass er wohl nicht der einzige frustrierte Schweizer am Thresen war (der Barkeeper ging übrigens seiner Pflicht zur Überprüfung des Ausweises auf Nationalität der Gäste nicht nach. Ein wirklich mitfühlender Barkeeper also). Und wirklich, erzählt mir Joe Helmut weiter, der linke Mann neben ihm sprach ihn sogleich an und verriet ihm, dass er soeben erfahren habe, er dürfe seine Einkäufe schon heute auslösen und er somit keine Übernachtung mehr benötigen würde.

Glück im Unglück, freute Joe Helmut sich und bekam auch prompt das Zimmer. Am nächsten Tag klappte es auch mit dem Einkauf (erst 40% des Einkaufskontingent für Schweizer war aufgebraucht) und die Heimreise verlief, dank des knapp noch nicht ausgeschöpften Einführungskontingent für Lebensmittel und andere Waren an der Greinze, ebenfalls reibungslos.

Meine Frage, wie er denn damals am 9. Februar 2014 abgestimmt hätte, beantwortete er mit "wasch denn gsii?"...

Keine Moral von der Geschicht!

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